Das Nutzerkonto Bund wird kontinuierlich weiterentwickelt

Typ: Interview , Datum: 14.01.2021

In der Rubrik "Stimmen aus der Praxis" schildert Martin Senft die neueste Entwicklung beim Nutzerkonto Bund und gibt einen kleinen Ausblick auf die Pläne 2021.

aktuelles Zitat:

Martin Senft, Leitung Produkt-/Projektmanagement - Bund/Länder im Bereich Digitale Verwaltung
"Durch die eIDAS-Konformität wird der Empfängerkreis des Nutzerkonto Bund massiv ausgeweitet - bestenfalls auf Bürgerinnen und Bürger aller weiteren 26 EU-Mitgliedsstaaten."

Martin Senft, Leitung Produkt-/Projektmanagement - Bund/Länder im Bereich Digitale Verwaltung bei der Anstalt für kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB)

Herr Senft, können Sie kurz berichten, welche Funktionen das Nutzerkonto Bund bereits bislang hatte und welche mit dem ersten Teil-Release 2.1, das jüngst produktiv gestellt wurde, hinzukamen?

Das Nutzerkonto Bund ist die zentrale digitale Identität für Bürgerinnen, Bürger und Organisationen in Deutschland und dient als einer der Basisdienste - somit als Querschnittskomponente - vielen weiteren Fachdiensten und Online-Verfahren zur Authentifizierung und Identifizierung. Diese zentrale Rolle lässt die Kernfunktionalität des Nutzerkonto Bund bereits erahnen: die sichere Abbildung der Digitalen Identität gegenüber Online-Verfahren im Internet.

Zu jeder Identität gehört natürlich auch ein Postfach, welches durch das Nutzerkonto Bund ebenfalls digital bereitgestellt und zur rechtssicheren Kommunikation mit Bürgerinnen, Bürgern und Organisationen verwendet werden kann.

Die Authentifizierung und Identifizierung war bislang über eine einfache "Benutzername & Passwort"-Authentifizierung und über die Verwendung der Online-Ausweisfunktion des ePersonalausweises sowie eAufenthaltstitels möglich. Um die Masse anzusprechen, kommt mit dem Teil-Release 2.1 nun eine weitere wichtige Authentifizierungsmöglichkeit für EU-Bürgerinnen und EU-Bürger hinzu - Stichwort "eIDAS-Konformität".

Was genau kann unter "eIDAS" verstanden werden?

Das Buzzwort "eIDAS" meint eigentlich eine Verordnung der Europäischen Union - das klingt erstmal öde und trocken. Blickt man allerdings hinter die Ziele, Absichten und Vereinbarungen dieser EU-Verordnung, dann füllt diese das eGovernment in der EU mit Leben. Denn dadurch haben sich die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union dazu verpflichtet, Authentifizierungs- und Identifizierungsmittel (IDs) aus EU-Mitgliedsstaaten in der jeweils eigenen eGovernment Infrastruktur zu akzeptieren. Ganz praktisch bedeutet das, dass sich nun Bürgerinnen und Bürger aus dem EU-Ausland mit den jeweiligen IDs des eigenen Landes am Nutzerkonto Bund registrieren, anmelden oder nur temporär agieren können, um Online-Verfahren des Bundes oder der Länder, wie z. B. "BAföG Digital", wahrnehmen zu können.

Wie schätzen Sie die Bedeutung der eIDAS-Anbindung für das Nutzerkonto Bund im Speziellen und für die eGovernment-Entwicklung in Deutschland im Allgemeinen ein?

Die Bedeutung dieser neuen Funktion ist für den Bund und die Anstalt für kommunale Datenverarbeitung in Bayern (AKDB) als Produkthersteller enorm wichtig: Durch die eIDAS-Konformität wird der Empfängerkreis des Nutzerkonto Bund massiv ausgeweitet - bestenfalls auf Bürgerinnen und Bürger aller weiteren 26 EU-Mitgliedsstaaten. Das heißt, dass diesem Nutzerkreis der Zugang zu Online-Verfahren des Bundes bzw. der Länder eröffnet wird - eine Riesenchance, am eGovernment in Deutschland teilzuhaben. Das ist meiner Meinung nach ein wichtiger Schritt, um den Digitalstandort Deutschland und die Attraktivität unseres Landes im eGovernment weiter voran zu bringen.

Zumal das Nutzerkonto Bund das erste Nutzerkonto in Deutschland ist, welches IDs aus EU-Mitgliedsstaaten akzeptiert und somit für die angebundenen Online-Verfahren verarbeiten kann. Dadurch nimmt das Nutzerkonto Bund im Bund/Länder-Kontext eine Vorreiterrolle ein und zeigt einen Ausblick auf eine sichere grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung. Schließlich soll die öffentliche Verwaltung für jede und jeden zugänglich sein - egal, ob im analogen oder digitalen Leben.

Können Sie bereits verraten, welche weiteren Neuerungen für das Nutzerkonto Bund in naher Zukunft angedacht sind?

Das Nutzerkonto Bund wird nicht stillstehen. Ganz im Gegenteil: In den kommenden Monaten befindet sich die AKDB zusammen mit dem BMI und ITZBund in der heißen Phase zur Veröffentlichung einer weiteren Zugangsart: der Authentifizierung mittels ELSTER. Damit kann ein Authentifizierungsmittel angeboten werden, das aufgrund der Steuerkontakte weit verbreitet ist. Auch damit wird das Nutzerkonto Bund seine Reichweite enorm vergrößern.

Neben diesem Schritt werden wir den Wechsel des Personalausweises, beispielsweise bei Neuausstellung wegen Ablaufs, digital abbilden. Das ist insbesondere aufgrund des zehnjährigen Jubiläums des Personalausweises tagesaktuell relevant und wichtig.

In die Zukunft blickend wird uns 2021 mit der Anbindung an die Interoperabilität, also die Kommunikation zwischen den Nutzerkonten der Länder und des Bundes, beschäftigen. Damit wird auch das Nutzerkonto Bund im Laufe dieses Jahres interoperabel. Das ist ein weiterer wichtiger Schritt, um die Nutzerkonten der Länder und des Bundes an und für sich über die föderalen Strukturen hinweg attraktiver zu gestalten. Denn dadurch können Nutzerinnen und Nutzer mit ihrem Landes-Nutzerkonto auch in anderen Ländern oder beim Bund agieren und müssen sich nicht noch ein weiteres "Kundenkonto" anlegen - denn davon haben wir alle sicherlich genug.

Apropos Attraktivität: Im Fokus der Produktentwicklung steht immer die Nutzerzentrierung und die Benutzerfreundlichkeit. Daher werden wir noch im Januar 2021 verschiedene Digital-Labore zur Optimierung der Nutzerreise starten.

Es bleibt also weiterhin spannend!

Ergänzende Informationen: