DigiLabs20: Kick-off für die europäische Verwaltung von morgen

Typ: Meldung , Schwerpunktthema: Zusammenarbeit , Datum: 18.11.2020

Vom 10. bis 11. November 2020 fand die DigiLabs20 virtuell und in Lübeck statt. Hier stellen wir Ihnen die wichtigsten Programminhalte rund ums OZG vor.

Erstmalig trafen sich die europäischen Digitalisierungslabore zur “DigiLabs20 – die digitale Zukunft Europas gestalten“. Das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI) war Partner der Konferenz, die vom Joint eGov and Open Data Innovation Lab ausgerichtet wurde. Die erste Bilanz: 34 Sprecherinnen und Sprecher, 35 Länder – davon 20 EU-Staaten und 700 Teilnehmende. Ziel der internationalen Konferenz war es, die Digitalisierungslabore auf EU-Ebene stärker miteinander zu vernetzen, den Erfahrungsaustausch zu unterstützen und somit die vorhandenen Potenziale noch besser zu heben.

Alle Programmpunkte der DigiLabs20 sind on demand als Conference-Streams verfügbar.

"Ich denke, dass Europa von unseren Erfahrungen in Deutschland profitieren kann. Wir haben ein gutes, arbeitsteiliges Vorgehen etabliert, bei dem sich jeder in unserem starken föderalen System im eigenen Interesse einbringen kann."

Ernst Bürger, Abteilungsleiter Digitale Verwaltung beim BMI

Ernst Bürger

Ernst Bürger, Abteilungsleiter Digitale Verwaltung beim BMI / Steuerung Onlinezugangsgesetz (OZG), freute sich über das große Interesse, auch wenn man sich – bedingt durch die derzeitigen Corona-Beschränkungen – nicht persönlich treffen konnte.

Eröffnungsrede von Ernst Bürger: "Corona und die OZG-Umsetzung"

Bürger rief zu Beginn der DigiLabs20 dazu auf, die Pandemie als Chance zu ergreifen – vor allem, um die europäische Digitalisierung der Verwaltung voranzutreiben. Als positives Beispiel nannte Bürger die Express-Digitalisierung von Anträgen für finanzielle Entschädigungen nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG): Dieser Onlineservice wurde von elf Bundesländern innerhalb von nur 36 Tagen geschaffen und bereitgestellt.

Bei der Verwaltungsdigitalisierung käme es darauf an, das Rad nicht in jedem einzelnen EU-Staat neu zu erfinden und jedes Mal mit Einzellösungen von vorne anzufangen, so Bürger. Anstatt dessen müsse man die bestehenden Lösungen europaweit nachnutzen und sich gemeinsam für die digitale Zukunft vorbereiten.

Zudem müsse die eID endlich Realität werden, indem man sie sicher auf die Smartphones der Bürgerinnen und Bürger bringe. Auch bräuchten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Verwaltungen mehr digitale Kompetenzen, um die Modernisierung umzusetzen. Abschließend stellte Bürger die Bedeutung der DigiLabs heraus. Diese seien ein wichtiger Wegweiser für die Arbeit der Zukunft: agil, dynamisch und nutzerzentriert.

Keynote von Dr. Markus Richter: "Warum der Föderalismus bei der Digitalisierung des Staates ein Vorteil ist!"

"Ein zentralistischer Ansatz, der fertige Lösungen von oben herab diktiert, kann in Europa nicht zum Erfolg führen. Im Gegenteil: Europa funktioniert ‘bottom-up‘ und nicht ‘top-down‘."

Dr. Markus Richter, BMI-Staatssekretär und Bundes-CIO

Staatssekretär Dr. Markus Richter, Beauftragter der Bundesregierung für Informationstechnik

In seiner Keynote stellte Dr. Markus Richter, Bundes-CIO und Staatssekretär im BMI, den Vorteil des Föderalismus in Deutschland bei der Digitalisierung des Staates heraus. Europa stünde – ähnlich wie Deutschland mit seinen verschiedenen Bundesländern – vor der Herausforderung, bei der Digitalisierung unterschiedliche Interessen und verschiedene Ansätze in Einklang zu bringen. Insbesondere könne unser deutsches “Einer für alle“-Prinzip ein Modell für Europa sein, in dem alle Mitgliedsländer eingebunden würden. So leiste jedes Land seinen eigenen Beitrag und profitiere gleichzeitig von den Entwicklungen der anderen.

Richter betonte: "Europa lebt von der Teilhabe vor Ort. Diese Teilhabe ist essentiell für die Akzeptanz gesamteuropäischer Lösungen in der Bevölkerung und damit auch der Demokratie in Europa." Föderale Systeme könnten also ein Vorteil bei der Digitalisierung sein: Wenn es gelänge, aus der Vielfalt an Ideen die besten Lösungen zu identifizieren, dann ließen sich nachhaltige Lösungen finden und Europa digital voranbringen!

Keynote von Roberto Viola zu Europas digitaler Zukunft

Roberto Viola, Generaldirektor der Generaldirektion Kommunikationsnetze, Inhalte und Technologien der Europäischen Kommission, äußerte sich in seiner spannenden Keynote zu Europas digitaler Zukunft. So habe Corona gezeigt, dass Digitalisierung in Zeiten einer Krise der einzige Weg sei, wie die öffentliche Verwaltung mit den Bürgerinnen und Bürgern im Kontakt bleiben kann.

Sein Fazit auf einen Blick:

  • Die digitale Verwaltung ist wichtig für eine resiliente europäische Gesellschaft und Politik.
  • Eine digitale Verwaltung ist nicht nur resilienter, sie ist auch nachhaltiger und ökologischer.
  • Wir haben bereits das rechtliche Werkzeug und müssen jetzt die gemeinsame Implementierung der digitalen europäischen Lösungen vorantreiben.

Diskussionsrunde zum "Digital Competence Framework" mit Cordula Kießling

"Führungskräfte müssen ihre Teams befähigen und für die Zukunft stärken – durch digitale Qualifizierung. Die Verwaltungsangestellten sind diejenigen, die an vorderster Front die digitale Transformation gestalten und zum Erfolg führen."

Cordula Kießling ist seit 2.11. die neue Ständige Vertretung in der Abteilung "Digitale Verwaltung; Steuerung OZG".

Cordula Kießling, Ständige Vertretung Digitale Verwaltung; Steuerung OZG

Im Panel mit Cordula Kießling (neue Ständige Vertretung in der Abteilung "Digitale Verwaltung; Steuerung OZG") und anderen europäischen Expertinnen und Experten ging es um das European Digital Competence Framework DigComp (deutsch: Europäischer Referenzrahmen für digitale Kompetenzen).

Das DigComp ist ein Instrument zur Einschätzung und Verbesserung von digitalen Kompetenzen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Es schafft Vergleichbarkeit über Ländergrenzen hinweg.

Cordula Kießling stellte in diesem Zusammenhang "Qualifica Digitalis" vor: ein Projekt des BMI und des IT-Planungsrats. Die Aufgabe: die Kompetenzbedarfe einer modernen öffentlichen Verwaltung zu systematisieren und auf dieser Grundlage praxisgerechte Orientierungshilfen für die Qualifizierung und Lernbedingungen im öffentlichen Sektor zu geben. Bei der Bundesakademie für öffentliche Verwaltung (BAköV), die dem BMI unterstellt ist, wurde eine Digitalakademie ins Leben gerufen mit dem Ziel die digitale Qualifizierung der Bundesbeschäftigten zu verbessern. Die größte Herausforderung, so Kießling, sei die hohe Arbeitsbelastung und die angespannte Personalsituation in vielen Behörden, die aus Sicht vieler Führungskräfte keine Zeit für eine systematische Fortbildung des Personals lassen.

Weitere Programm-Highlights unter Beteiligung des BMI

Schauen Sie sich weitere sehenswerte Beiträge des BMI rund um OZG und Co. an, z.B. den Workshop "Digital-Ready Legislation" zur Digitaltauglichkeit in der Gesetzgebung mit Ulrike Nagorni, Rechtsberaterin beim BMI, das Best-Practise-Showcase „German Digital Innovation Labs“ mit Max Osterheld, Projektleiter im BMI sowie die Session „Digital Innovation Team", in der Jan-Ole Beyer, seine Projektgruppe Digital Innovation Team (PG DIT) im BMI vorstellte.

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