Waidmannsheil beim OZG: Normenkontrollrat besucht das Remote-Labor “Jagdschein“

Typ: Meldung , Datum: 30.07.2020

Zum UX-Workshop “Jagdschein“ traf man sich Corona-bedingt im digitalen Raum. Das Format überzeugte auch die Gäste des Nationalen Normenkontrollrats (NKR) – sowohl hinsichtlich der Arbeitsweise als auch der Ergebnisse.

Auf einen Blick: die OZG-Leistung “Jagdschein“

OZG-ThemenfeldEngagement & Hobby
Federführendes BundesressortBundesministerium des Innern, für Bau und Heimat
Federführendes BundeslandLand Hessen / Land Rheinland-Pfalz
Weitere ProjektpartnerKreisverwaltung Cochem-Zell
OZG-LeistungJägerprüfung und Jagdschein
Lebenslagen / UnternehmenslagenFischen & Jagen
Ziel des Labors
  • Optimierung einer bereits bestehenden Online-Lösung zur Beantragung und Verlängerung eines Jagdscheins
  • Entwurf eines nutzerfreundlichen Web-Frontends
Teilnehmende

Teilnehmende waren Vertreterinnen und Vertreter folgender Institutionen und Organisationen:

  • Untere Jagdbehörde Hessen
  • Oberste Jagdbehörde Rheinland-Pfalz
  • Jägerinnen und Jäger (Nutzerinnen und Nutzer)
  • Kreisverwaltung Cochem-Zell
  • IT-Dienstleister Hessen und Rheinland-Pfalz
  • Vertreterinnen und Vertreter des OZG-Projektes des Landesbetriebes Daten und Information (LDI)
  • Vertreterinnen und Vertreter des Normenkontrollrates
  • Projektbeteiligte der Digitalagentur

Die Hintergründe zum Jagdschein

Jägerinnen und Jäger benötigen zur legalen Ausübung der Jagd einen gültigen amtlichen Jagdschein. Dieser gilt als Beleg der erforderlichen Sachkenntnis der Jägerinnen und Jäger, zudem berechtigt der Jagdschein u. a. zum Führen von Jagdwaffen und zum Pachten von Jagdbezirken. Voraussetzung für die Erteilung von Jagdscheinen ist die bestandene Jägerprüfung. Diese beinhaltet sowohl einen schriftlichen und einen mündlich-praktischen Teil als auch eine Schießprüfung.

Worum ging es beim UX-Labor?

Die Aufgabe des UX-Labors bestand darin, die bereits vorhandene Online-Lösung aus Cochem-Zell zum Erstantrag und zur Verlängerung des Jagdscheins OZG-konform und nutzerzentriert weiterzuentwickeln. Zunächst wurde eine Zielversion formuliert, Best-Practice-Beispiele von anderen Online-Lösungen gesammelt und anhand dieser Informationen ein SOLL-Antragsprozess für die Beantragung und Verlängerung des Jagdscheins erarbeitet.

Screenshot: Vorbild Jagdschein-Beantragung oder -Verlängerung Screenshot: Vorbild Jagdschein-Beantragung oder -Verlängerung (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: Bürgerportal Cochem-Zell Screenshot: Vorbild Jagdschein-Beantragung oder -Verlängerung, Bürgerportal Cochem-Zell

Besonderheiten des Remote-Labors

Ursprünglich war der Workshop als Veranstaltung vor Ort geplant. Aufgrund der Corona-bedingten Beschränkungen traf man sich nun am 15. und 17. Juni 2020 im digitalen Raum und arbeitete anstatt an Flipcharts und Stellwänden an einem virtuellen Whiteboard. Die Teilnehmenden konnten hier mit digitalen Post-its arbeiten und verschiedenste Inhalte wie Fotos, Arbeitsvorlagen oder PowerPoint-Präsentationen direkt auf das Board heften. Das Ganze wurde von zwei Moderatorinnen im Rahmen gehalten und gesteuert.

Vertreter des Normenkontrollrats waren als Beobachter der Digitalisierung von Bund und Ländern eingeladen, sich Einblicke in die Digitalisierungswerkbank zu verschaffen. Die NKR-Mitglieder waren von Methodik und Bilanz des Labors sehr angetan. Diese neue Qualität in der föderalen Zusammenarbeit sei eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche OZG-Umsetzung.

Gemeinsam formulierte Zielvisionen

Konkret auf den Workshop bezogen waren sich die Teilnehmenden einig, dass man am Ende des Tages eine Lösung erarbeiten möchte, bei der man vom papiergebundenen Jagdscheinheft zu einer modernen, rechtssicheren, elektronischen Form des Jagdscheins findet. Insbesondere sollte ein Antragsmodell mit großem Potenzial zur Nachnutzbarkeit für andere Kommunen und Länder entworfen werden. Und ganz wichtig: Man wollte den bestehenden Prozess so optimieren und OZG-konform umsetzen, dass dieser von vielen Bürgerinnen und Bürgern zukünftig genutzt wird.

Inhalte des Workshops

Im Workshop wurden per Brainstorming Funktionalitäten für die digitale Lösung erörtert und Ideen gesammelt: z. B. Registerabfragen, Feststellung der persönlichen Eignung, Info- und Erklärungstexte, Nachweis von Unterlagen, Antragsprozess, Bezahlung, Support, Prozessabschluss.

Gemeinsam einigte man sich auf die folgende Zielvision: „Im Jahr 2022 kann der digitale Jagdschein bundesweit einheitlich online beantragt, verlängert und entzogen werden. Die Zuverlässigkeit wird automatisch bei den Registern abgefragt und die Eingabe der Daten sowie der Nachweise validiert. Der Sachbearbeiter hat somit viel mehr Zeit für Ausnahmefälle. Die Feststellung der persönlichen Eignung erfolgt bundesweit einheitlich.“

Danach wurde eine Persona vorgestellt, die Ziele und Bedürfnisse der Zielgruppe widerspiegelt. In diesem Fall war es eine männliche Person, um die 50 Jahre. Diese möchte einen Jagdschein online beantragen, später dann verlängern und die Möglichkeit haben, den ganzen Prozess von zu Hause aus durchzuführen. Anhand dieser fiktiven Persona wurde exemplarisch aufgezeigt, welche Prozessschritte ein Nutzer durchlaufen muss, um in Zukunft einen Jagdschein zu erhalten.

Whiteboard: UX-Labor Jagdschein Userstory Whiteboard: UX-Labor Jagdschein Userstory (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: BMI Whiteboard: UX-Labor Jagdschein Userstory

Ergebnisse des Workshops

Zusätzlich zum entwickelten SOLL-Antragsprozesses stellt ein Storyboard das Ergebnis des Workshops dar. Es enthält konkrete Vorschläge zur Gestaltung der einzelnen Antragsseiten (z. B. Startseite, Zusammenfassung der eingegebenen Daten). Anhand dessen wird nun im weiteren Projektverlauf ein Prototyp entwickelt. Bereits Ende Juni wurde der Prototyp erstellt und von Nutzerinnen und Nutzern getestet.

Ausblick

Im Juli wird der Fachworkshop stattfinden, der sich um Back-End-Fragen und technische Anforderungen drehen wird. In einem weiteren Review-Termin werden die Ergebnisse präsentiert und es wird entschieden, ob ein weiterer Sprint notwendig ist.

"Es war eine gute, produktive Diskussion mit weiterführenden Ergebnissen. Standardfragen, die sich bei anderen Anträgen ähnlich stellen, sollten zukünftig vielleicht stärker berücksichtigt werden!"

Dr. Johannes Ludewig, Vorsitzender des Nationalen Normenkontrollrats