MODUL-F – Der Baukasten für die digitale Verwaltung
Artikel digitale Verwaltung
Was ist MODUL-F?
Die Low-Code/No-Code-Plattform MODUL-F beschleunigt und vereinfacht die interne Verwaltungsdigitalisierung in Deutschland. Sie baut auf die Grundlagen auf, die das Onlinezugangsgesetz (OZG) gelegt hat und treibt die Digitalisierung da voran, wo sich bisher keine standardisierten Lösungen durchsetzen konnten. Im Fokus steht die Er-stellung und Nachnutzung von Fachverfahren für interne Sachbearbeitung. Vor allem für kleine Anwendungsfälle gibt es oft noch keine Lösungen, die für Behörden effizient wären. Diese Lücke schließt MODUL-F. Mit der Entwicklung der Plattform wird eine durchgängige Digitalisierung von Verwaltungsprozessen ermöglicht und damit das "Einer für Alle"(EfA)-Prinzip in der deutschen Verwaltung unterstützt.
Wie funktioniert MODUL-F?
Die Plattform stellt verwaltungsspezifische vorprogrammierte digitale Bausteine (Module) bereit, die sich zu gewünschten Fachverfahren kombinieren lassen. Fachverfahren sind hier Softwareanwendungen, die eine digitale Abwicklung der Verwaltungsaufgaben im Hintergrund unterstützen. Bestimmte Funktionen, die in jeder Verwaltung gebraucht werden, können somit digital abgebildet werden. Dank des Baukastenprinzips liefert MODUL-F sichere und effiziente Lösungen für bisher nicht nachhaltig digitalisierte verwaltungsinterne Prozesse. Mit einem Low-Code/No-Code-Ansatz können Fachverfahren dabei schnell und ohne Programmierkenntnisse zusammengestellt und die wichtigsten Prozessschritte der Sachbearbeitung somit effizient digitalisiert werden.
Schaubild zeigt das im Text beschriebene Baukastenprinzip. (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: Senatskanzlei Hamburg
So hilft MODUL-F im Alltag von Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeitern: AnwendungsfallEs gehört zu Toms Aufgaben als Sachbearbeiter, regelmäßig Anträge von Bürgerinnen und Bürgern zu bearbeiten. Dank des Onlinezugangsgesetzes können Bürgerinnen und Bürger ihre Anträge über einen Onlinedienst einreichen. Leider gibt es aber noch keine Softwareanwendung, die Tom bei der Bearbeitung der Anträge hilft. Das liegt da-ran, dass der Bearbeitungsprozess nur aus wenigen Arbeitsschritten besteht und nur wenige Anträge gestellt wer-den. Ein Fachverfahren dafür einzukaufen oder zu entwickeln wäre für den Fachbereich nicht wirtschaftlich. Des-halb muss Tom die Onlineanträge zur Bearbeitung ausdrucken und sie anschließend durch einen Scan im E-Aktensystem archivieren. Ein MODUL-F-Fachverfahren mit entsprechenden Schnittstellen kann hier dazu beitragen, dass Tom seine Arbeit durchgängig digital und nachhaltig erledigen könnte. Die Lösung setzt dort an, wo die Front-End-Digitalisierung im Rahmen des OZG aufhört und der interne Prozess beginnt. MODUL-F trägt so zur Digitalisierung der internen Sachbearbeitung bei und unterstützt die medienbruchfreie Ende-zu-Ende-Digitalisierung der deutschen Verwaltung. |
MODUL-F basiert auf einer sogenannten Low-Code/No-Code-Plattform, die vom IT-Dienstleister mgm bereitgestellt wird. Eine Low-Code/No-Code-Plattform ist eine Entwicklungsumgebung, für die keine klassischen Programmier-kenntnisse nötig sind. Stattdessen arbeiten Low-Code/No-Code-Plattformen wie MODUL-F mit vereinfachten Werkzeugen. Sie funktionieren nach einer Art Baukastenprinzip, das schon mit etwas Training beherrschbar sind. Geschulte Mitarbeitende oder IT-Abteilungen können Fachabteilungen dank MODUL-F so ohne größeren Aufwand unterstützen.
Schaubild zeigt das im Text beschriebene Baukastenprinzip für verschiedene Fachverfahren. (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: Senatskanzlei Hamburg
Professionelle Lösungen statt Schatten-IT
Die bereitgestellten Bausteine decken die wichtigsten Kernfunktionalitäten der internen Verwaltung ab. Sie geben die Möglichkeit, bisher manuelle Zwischenschritte in Verwaltungsprozessen schnell und kostengünstig zu digitalisieren. Zwischenschritte, für die Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter bisher teilweise auf improvisierte Workarounds, sogenannte "Schatten-IT", zurückgreifen mussten. Angeboten werden unter anderem Module für das Erstellen eines Bescheids, das Prüfen eines Antrags oder das Nachfordern von Informationen.
MODUL-F wird zentral entwickelt, es können jedoch alle Verwaltungen dezentral Fachverfahren für ihre Behörden daraus erstellen. Die Module können dabei begrenzt individuell konfiguriert werden. Durch eine Vernetzung von Fachverfahren kann es die Möglichkeit eines Verfahrensaustauschs durch ähnlich agierende Verwaltungen geben, wodurch die Entwicklung Schritt für Schritt vereinfacht wird.
Die Integration auf föderaler Ebene
MODUL-F hat das Ziel, etablierte Systeme von Bund, Ländern und Kommunen über entsprechende Schnittstellen einzubinden. So soll ein größtmöglicher Mehrwert generiert werden. Auf der einen Seite gehören dazu kundeneigene Systeme wie Identity Access Management Systeme, auf der anderen Seite aber auch bundesweit eingesetzte Infrastrukturen wie der FIT-Connect-Zustelldienst beziehungsweise die OSCI/ XTA Infrastruktur oder das zentrale Register. Darüber hinaus werden gängige Standards für Authentifizierung (bspw. SAML) und Fachdatenaustausch (XÖV-Standards) berücksichtigt.
Schaubild zeigt die im Text beschriebenen Schnittstellen. (Vergrößerung öffnet sich im neuen Fenster) Quelle: Senatskanzlei Hamburg
Wie wurde MODUL-F entwickelt?
MODUL-F wurde von der Senatskanzlei Hamburg im Auftrag vom Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) entwickelt. Das initiale Projekt startete im September 2021 und wurde im Dezember 2022 erfolgreich abgeschlossen. Während dieser Zeit wurde eine Startversion (ein so genanntes Minimum Viable Product) mit den wichtigsten Grundmodulen und zwei ausgewählten Fachverfahren entwickelt. Bis Ende 2022 wurden zunächst Pilotprojekte auf Bundesebene und für die Stadt Hamburg durchgeführt, in denen die MODUL-F-Plattform an realen Anwendungsfällen getestet wurde. 2023 stellte das Team von MODUL-F die erste Version der Plattform für weitere Pilotkundinnen und -kunden bereit. Seit Juli 2023 wird die Plattform für weitere Behörden und Verwaltungen zur Verfügung gestellt. So können sowohl Bundesverwaltungen als auch Länder und Kommunen von dem innovativen Produkt profitieren. Ziel für 2024 ist die Weiterentwicklung der Plattform sowie die Entwicklung neuer Module basierend auf dem Kundenfeedback.
Wer kann MODUL-F nutzen?
Die Lösungen von MODUL-F richten sich an die gesamte deutsche Verwaltung, da die Plattform für alle interessierten Bundesbehörden, Bundesländer und Kommunen nachnutzbar ist. Vor allem können davon kleine, wenig finanzstarke Kommunen profitieren. Gerade dort fällt ein großer Teil der Verwaltungsleistungen an, während viele kleine Fachverfahren bisher nicht digitalisiert werden konnten. Durch ein flexibles Preismodell können dabei unterschiedliche Bedürfnisse berücksichtigt werden.
Mehr Informationen zur Bereitstellung und Nachnutzung von MODUL-F siehe in FAQ.
So funktioniert die Bereitstellung:
- Hamburg entwickelt MODUL-F zentral und stellt die Plattform für alle Verwaltungen über den Marktplatz für EfA-Leistungen zur Verfügung.
- Verwaltungen oder ihre IT-Dienstleister können MODUL-F über den Marktplatz für EfA-Leistungen direkt und ausschreibungslos beziehen. Dafür werden unterschiedliche Preispakete und zusätzlich buchbare Leistungen angeboten.
- Optional kann MODUL-F durch den Zusammenschluss mehrerer Verwaltungen (zum Beispiel auf kommunaler Ebene) bezogen werden.