Standardisierung bei der Digitalisierung der Verwaltung

Typ: Artikel , Schwerpunktthema: Standardisierung

Verbindliche Standards setzen einen Rahmen für modulare, interoperable Plattformsysteme und sichere, barrierefreie und nutzerfreundliche digitale Services.

Warum ist Standardisierung bei der OZG-Umsetzung von Relevanz?

Bereits bei der initialen OZG-Umsetzung wurde allen Beteiligten klar, dass die Verwaltungsdigitalisierung ohne gemeinsame verbindliche Standards und einheitliche Schnittstellen ein langwieriges und schwieriges Unterfangen sein würde. Daher wurden bereits im Jahr 2020 die "Einer für Alle" (EfA)- Mindestanforderungen zur Standardisierung des EfA-Prinzips entwickelt. Diese wurden zuletzt 2022 umfassend aktualisiert und beispielsweise um die verpflichtende Verwendung der standardisierten ePayment-Bezahldienstschnittstelle (Payment-API) erweitert. Die Notwendigkeit einer umfassenden Standardisierung und transparenten Kommunikation der relevanten Standards wird nun mit dem Entwurf zum OZG-Änderungsgesetz (OZGÄndG) aufgegriffen.

Welche Vorteile haben Standards?

Technische Standards und Qualitätsstandards, wie beispielsweise Standards für Usability, Barrierefreiheit und IT-Sicherheit schaffen Vertrauen und setzen einen Rahmen für Plattformsysteme und sichere, barrierefreie und nutzerfreundliche digitale Services. Interoperabilitätsstandards wie zum Beispiel Prozessbeschreibungen, Datenfelder und -formate sorgen nicht nur für eine einheitliche Qualität von Onlineprozessen, sondern sind vor allem zeit- und kostensparend und somit besonders effizient.

Wie kann man die Verbindlichkeit und Nutzung von Standards stärken?

Ein Standard kann nur erfolgreich etabliert werden, wenn er auch akzeptiert und genutzt wird. Verbindlichkeit, zum Beispiel durch eine gesetzliche Verpflichtung allein, garantiert weder Erfolg noch Akzeptanz. Beides muss durch geeignete Anreize und Maßnahmen für alle Beteiligten geschaffen werde. Entscheidend ist zudem, dass Standards leicht zugänglich und auffindbar sind.

aktuelles Zitat:

Luise Kranich, Referatsleiterin "Rahmenarchitektur, Standardisierung für Plattformsysteme und für Digitale Services" im BMI
"Die Verbindlichkeit von Standards entsteht durch gute Anwendbarkeit und Nutzbarkeit. Wenn ich einzelne Module entwickle, die miteinander gut im Einklang sind und die Daten einfach fließen können, dann schaffe ich Ende-zu-Ende-Digitalisierung, und das ist die Basis für die Zukunft unserer Verwaltung"

Luise Kranich

Referatsleiterin "Rahmenarchitektur, Standardisierung für Plattformsysteme und für Digitale Services" im BMI

Die Anwendung von Standards hat viele Vorteile: Sie schafft Vertrauenswürdigkeit, erleichtert Markteintritte, ermöglicht Arbeitsteilung, stellt Planbarkeit sicher und fördert somit den Wettbewerb im öffentlichen Sektor. Um die Verbindlichkeit von Standards zu stärken, können daher folgende Maßnahmen ergriffen werden:

Verbesserte Auffindbarkeit

Der übergreifende Zugang von Bürgerinnen, Bürgern und Unternehmen zu den digitalen Verwaltungsleistungen von Bund und Ländern kann nur dann vollständig gewährleistet werden, wenn die dafür notwendigen IT-Komponenten interoperabel verknüpft sind und miteinander kommunizieren können.

Der neue § 3b des Entwurfs zum OZGÄndG schreibt die zentrale Veröffentlichung der für die OZG-Umsetzung notwendigen Standards, Schnittstellenspezifikationen und -dokumentation sowie Sicherheitsanforderungen in strukturierter Form vor. Die Veröffentlichung an zentraler Stelle ermöglicht Herstellern von IT-Komponenten den gesammelten Zugang zu den relevanten Informationen. Die Veröffentlichung erfolgt mit dem Ziel der einfachen Nutzbarkeit strukturiert, das heißt, es erfolgt eine übergreifende Kuration im Sinne aufbereiteter, thematischer Zusammenstellungen und Präsentation.

Mehrwerte bieten durch Marktzugang und fairen Wettbewerb

Für die Einhaltung von Standards ist es zudem förderlich, Anreize zu schaffen und Mehrwerte zu bieten, wie beispielsweise eine Zertifizierung bei technischen Richtlinien als Zugangsvoraussetzung für bestimme Anwendungen und Kundenkreise. Weitere Anreiz-Mechanismen sind beispielsweise die Festlegung von verbindlichen Standards in Ausschreibungen oder oder eine an die Einhaltung von Standards geknüpfte Finanzmittel-Vergabe. Die Vertrauenswürdigkeit kann durch verschiedene Mittel sichergestellt werden, einschließlich Markterkundung und -öffnung sowie die Förderung von Open-Source und Cloud-Architekturen.

Effizienz durch Interoperabilität und standardisierte Vorgehensmodelle

Die Effizienz der Gesamtarchitektur wird durch Interoperabilität gefördert, was kooperatives Arbeiten und Austausch ermöglicht und somit den Wettbewerb und die digitale Souveränität des Staates stärkt. Organisatorische, semantische und technische Interoperabilität werden gemäß dem Europäischen Interoperabilitätsframework sichergestellt. Beispielsweise wird aktuell durch ein GovLabDE-Vorhaben die Standardisierung von Rechtsbegriffen in Verbindung mit Daten vorangetrieben.

Auch die Einführung standardisierter Vorgehensmodelle steigert die Effizienz. Umsetzungsverantwortliche müssen nicht jedes Mal von Grund auf überlegen, wie sie Aufgaben angehen sollen, da Standards als bewährte Leitlinien dienen. Hierbei fungiert der OZG-Servicestandard als Rahmenwerk für erfolgreiches Prozess- und Projektmanagement.

Standardisierungsagenda des IT-Planungsrats

Die Standardisierungsagenda ist ein Instrument, um Beschlüsse des IT-Planungsrats bezüglich IT-Standards in der öffentlichen Verwaltung in Deutschland gemäß des IT-Staatsvertrags herbeizuführen. Sie greift die Digitalisierungsstrategie des IT-Planungsrats auf, um eine Strategie ableiten und eine Priorisierung von Standardisierungsbedarfen vornehmen zu können. Im Rahmen der Prozesse der Standardisierungsagenda werden alle Vorhaben zu Standardisierungsbedarfen im Zuständigkeitsbereich des IT-Planungsrats begleitet und Fortschritte verfolgt. Die Führung und Pflege der Standardisierungsagenda liegt bei der FITKO. Das BMI bringt sich fachlich in die Weiterentwicklung der Standardisierungsagenda ein.

Wie werden Standards in Zukunft weiterentwickelt? Dauer: 2:42 Quelle: Bundesministerium des Innern und für Heimat.

Bei Fragen oder Anregungen wenden Sie sich gerne an OZG-Rahmenarchitektur@bmi.bund.de.

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